Häufige Fragen zu Schimmelbildung

in Wohnungen und Häusern

Wir werden – insbesondere in den Wintermonaten – häufig gerufen, um uns schimmelbefallene Stellen in Räumen anzusehen und die Ursache des Schimmels herauszufinden. Schimmel kann zwar auch im Sommer auftreten, jedoch aufgrund der niedrigeren Temperaturen gehäuft in der kalten Jahreszeit. Nachfolgend sollen einige der häufigsten Fragen zum Thema der Schimmelentstehung und -vermeidung erläutert werden. Dieser Artikel zeigt nur einen Ausschnitt aus der breit gefächerten Thematik der Schimmelpilze auf. Sollten Fragen noch offen bleiben, können Sie uns gerne kontaktieren.

vorab: der Begriff „Schimmel“ wir im Folgenden umgangssprachlich für das Wort „Schimmelpilz“ angewandt

Wie erfolgt eine Schimmelbegutachtung?

Der von Ihnen beauftragte Sachverständige begutachtet die befallene(n) Stelle(n) und erfasst mögliche Ursachen. Dies erfolgt zum einen visuell, aber auch mit verschiedenen Messgeräten. Es werden zudem auch die umliegenden Räume (ggfs. andere Wohnungen) begutachtet, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Hierbei ist wichtig zu verstehen, dass wir nur eine Momentaufnahme begutachten können. Liegt die Entstehung des Schimmels bereits eine längere Zeit zurück oder lagen andere raumklimatische Faktoren vor, so kann während der Begehung auch ein Zustand vorliegen, der nicht schimmelbegünstigend ist. In diesem Falle muss die Begutachtung entweder vertagt oder Messgeräte aufgestellt werden, die über einen längeren Zeitraum das Raumklima aufnehmen.

Ursachen für Schimmelentstehung

Zumeist soll die Frage geklärt werden, ob der Schimmel nutzerbedingt oder baukonstruktiv entstanden ist. Häufig liegen mehrere schimmelbegünstigende Faktoren vor. Ursachen können unter anderem sein:

Wärmebrücken
„falsches“ oder unzureichendes heizen und lüften
Teilsanierung alter Gebäude (z.B. neue Fenster und neue Dämmung ohne Lüftungskonzept)
Hohe relative Raumluftfeuchtigkeit
Feuchte-/ Wasserschäden
Schlecht belüftete (bzw. beheizte) Stellen an (Außen-)wänden (z.B. Schrank vor Außenwand)

Das Hinzuziehen eines Sachverständigen ist sinnvoll, um die Ursache(n) herauszufinden. Insbesondere da eine dauerhafte Schimmelbeseitigung nur erfolgen kann, wenn die Ursache(n) bekannt sind.

Wie bzw. wann entsteht Schimmel?

Maßgeblich für die Schimmelentstehung sind die Temperatur (von Raum und Oberflächen) sowie eine vorherrschende Feuchtigkeit, in Form von der relativen Raumluftfeuchte oder Wasserschäden, wobei beide Faktoren (Temperatur und Feuchte) stark miteinander korrelieren. Zudem benötigt der Schimmelpilz einen Nährboden, der jedoch häufig aufgrund von Staub o.ä. vorhanden ist. Auch Raufasertapeten sind ein beliebter Nährboden von Schimmelpilzwachstum. Untergeordnet spielt auch der pH-Wert eine Rolle, da Schimmelpilze in einem großen pH-Bereich wachsen können.

Zum Thema Feuchtigkeit ist nachfolgend ein Auszug aus dem DIN Fachbericht 4108-8:2010-09:

„Für die Praxis kann man vereinfachend von bauphysikalischen Modellbetrachtungen ausgehen. Hiernach kann eine Schimmelpilzbildung auftreten, wenn an mindestens fünf aufeinander folgenden Tagen die relative Luftfeuchte auf der Bauteiloberfläche mindestens 12 h/d einen Wert von mehr als 80 % aufweist. Bei höheren Luftfeuchten sind kürzere Zeiträume zu erwarten. Das Vorliegen von Wasser, wie z.B. Tauwasser, ist nicht erforderlich.“

Folglich ist kein Tauwasserbefall für Schimmel erforderlich. Bereits bei TF80, d.h. 80 % rel. Luftfeuchtigkeit an einer raumseitigen Oberfläche, ist Schimmelbildung möglich. (vgl. DIN 4108-3:2018-10) Tauwasser bzw. Kondensat tritt bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 100% ein bzw. einer Temperatur, der Taupunkttemperatur, bei der die relative Luftfeuchtigkeit 100% beträgt.

Auch Feuchte- und Wasserschäden können ursächlich für Schimmelbefall sein. Hierbei handelt es sich um ein weitreichendes Thema, das nicht Hauptbestandteil dieses Artikels ist.

Wie entsteht eine hohe Raumluftfeuchtigkeit?

Die Raumluftfeuchte wird maßgeblich vom Nutzungsverhalten der Bewohner beeinflusst. Hierzu zählen unter anderem das Heiz- und Lüftungsverhalten, aber auch das Maß an Feuchtefreisetzung. Typische Feuchteabgabemengen gemäß dem DIN Fachbericht 4108-8:2010-09 sind beispielsweise

               50 g/h – eine Person, die überwiegend inaktiv oder nur leicht aktiv ist
2 g/h – eine Zimmerpflanze (repräsentativer Mittelwert) 
700 g/h – 1.000 g/h – Kochen
2.600 g/h – Duschen
2.500 g/h – Wäschetrocknen im Raum bei 5 kg geschleuderter Wäsche

Die Feuchteabgabe kann somit je nach Anwesenheit, Personenzahl und weiteren Verhaltensweisen durchschnittlich zwischen 2 Liter bis zu 9 Liter pro Tag betragen. Insbesondere Änderungen im Nutzerverhalten können somit bei gleichbleibenden baukonstruktiven Bedingungen zu einer Erhöhung der relativen Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen führen und infolgedessen zu Schimmelbildung. Hierunter fallen zum Beispiel ein Wechsel vom Büroalltag zum Homeoffice, Einzug eines neuen Partners oder eines Babys. Wegen letzteren wird zusätzlich seltener gelüftet. 

Um dem entgegenzuwirken und die entstehenden Raumluftfeuchte zu verringern, ist das Heiz- und Lüftungsverhalten maßgeblich.

Was ist das Problem einer hohen Raumluftfeuchtigkeit? Wie bzw. wann entsteht Tauwasser?

Je höher die (Raum-)Temperatur, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen, d.h. die rel. Luftfeuchtigkeit bei gleicher Wassermenge sinkt bei steigender Temperatur.

So kann beispielsweise bei einer Lufttemperatur von 20°C die Luft max. 17,29 g Wasser pro m³ aufnehmen (= 100 % rel. Luftfeuchtigkeit). Bei 10°C kann max. 9,41 g Wasser pro m³ Luft aufgenommen werden. Wohingegen bei einer Temperatur von 25 °C max. 23,03 g/m³ aufgenommen werden können. Wird eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 % erreicht, tritt der Taupunkt ein; d.h. die Luft kann keine weitere entstehende Feuchtigkeit mehr aufnehmen und Kondensat bzw. Tauwasser ist die Folge.

Liegt nun bereits in einem Zimmer eine hohe Raumluftfeuchtigkeit vor, kann diese durch Nutzungsverhalten weiter erhöht werden, sodass die Luft ggfs. keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann und sich die entstehende Feuchtigkeit in Form von Kondensat absetzt. Kritisch kann dies z.B. bei hoher Raumluftfeuchtigkeit vor dem zu Bett gehen im Schlafzimmer sein, da beim Schlaf kontinuierlich Feuchte abgegeben wird.

Andererseits kann die warme feuchte Luft bei Abkühlung der Luft nicht mehr die gesamte Menge an Feuchtigkeit aufnehmen, wodurch ebenfalls Kondensat entsteht. Dies kann beispielsweise passieren, wenn die feuchte warme Luft von Wohnbereichen in unbeheizte kältere Zimmer gelangt, auf eine kältere Raum- bzw. Wandstellen trifft (sog. Wärmebrücken) oder sich durch unzureichendes Heizen die Lufttemperatur verringert. Ein bekanntes Bild hierzu ist Tauwasser, dass im Winter morgens auf den alten, schlechter isolierten und dadurch oftmals kälteren Fensterscheiben älterer Gebäude anzufinden ist.

Entstehung Tauwasser und Schimmel

Wieso ist „richtiges“ Heizen und Lüften so wichtig? Was ist „richtiges“ Heizen und Lüften?

Durch ein „richtiges“ Lüftungsverhalten kann die relative Raumluftfeuchtigkeit reguliert werden, indem die feuchte warme Raumluft „abtransportiert“ und durch kältere weniger feuchte Luft „ersetzt“ wird. Zudem kann der Heizwärmeverbrauch vermindert werden.

Welches Lüftungsverhalten „richtig“ ist, hängt von der Nutzung des jeweiligen Raumes ab. Grundsätzlich sollte nach Aktivitäten, die mehr Feuchtigkeit verursachen, gelüftet werden, so z.B. nach dem Kochen, Duschen oder Schlafen. Außerdem ist das sogenannte „Stoßlüften“ – idealerweise mit Durchzug – zu bevorzugen, da hierbei ein rascher Luftwechsel stattfindet, ohne die Oberflächen auszukühlen. Wird zu viel gelüftet oder konstant in Kippstellung, sinken die Oberflächentemperaturen im Rauminneren und der Heizbedarf steigt. In Bädern ohne Fenster, sollte die Lüftung (wenn nicht automatisch) eingeschalten werden. Auch das „Abziehen“ des Duschbereichs nach dem Duschen kann unterstützen.
Während dem Duschen oder Kochen können außerdem die Türen zu anderen Räumen geschlossen gehalten werden, damit sich die feuchte Luft nicht weiter verteilt. So kann im Anschluss gezielt der genutzte Raum gelüftet werden. 

Bei neueren Gebäuden ist i.d.R. eine Form von nutzerunabhängiger Mindestraumbelüftung vorgesehen. Diese unterstützt den Luftaustausch und dient u.a. dem kontinuierlichen Abtransport der entstehenden Raumluftfeuchtigkeit. Wichtig ist dies vor allem, da Gebäude immer dichter (luftundurchlässiger) gebaut werden, um den Energiebedarf zu senken, und dadurch im Gegensatz zu älteren Gebäuden kein automatischer Luftaustausch durch z.B. undichte Fenster erfolgt. Deshalb sollte darauf geachtet werden, dass das verbaute Lüftungskonzept eingeschaltet ist bzw. ausreichend funktioniert. In der Regel muss trotzdem entsprechend des Nutzerverhaltens zusätzlich gelüftet werden, da die Mindestraumbelüftung bei starker Feuchteabgabe (Kochen, Duschen, etc.) nicht ausreicht. Die Mindestlüftung genügt auch nicht, um ausreichend Sauerstoff in die Raumluft zu bekommen.

Bei kalten Temperaturen kann auch bei Regen gelüftet werden. Die Luft außen weist zwar eine hohe relative Raumluftfeuchte auf, gelangt die Luft jedoch ins wärmere Rauminnere, steigt die mögliche Wasseraufnahmefähigkeit der Luft an und die relative Luftfeuchtigkeit sinkt.

Vorsicht beim Lüften ist jedoch bei warmen Außentemperaturen und kalten Innenräumen geboten, da hier der gegenteilige Effekt erfolgt und somit die Gefahr von hoher Raumluftfeuchtigkeit und somit auch Schimmelbefall gegeben ist. (Bspw. Lüften von kalten Kellern bei warmen Außentemperaturen)

Das Heizverhalten beeinflusst die Wasseraufnahmefähigkeit der Raumluft. So können gut beheizte Räume mehr der durch die Nutzung entstehenden Feuchtigkeit aufnehmen.

Insgesamt handelt es sich beim Heizen und Lüften um ein wichtiges Zusammenspiel, das individuell auf das Nutzerverhalten und den Gebäudestandard angepasst werden sollte, um zu hoher Feuchtigkeit und den daraus entstehenden Schimmel vorzubeugen oder den bereits vorhandenen Schimmel dauerhaft los zu werden.

Tipp

Schaffen Sie sich ein kleines Thermohygrometer an, sodass Sie konstant die Raumluftfeuchte sowie die Raumtemperatur kontrollieren können. Somit ist ein auf das individuelle Nutzungsverhalten abgestimmtes Lüftungsverhalten möglich. 

Was hat es mit Schimmel und den Wärmebrücken auf sich?

Wärmebrücken sind Bereiche in einem Bauteil mit erhöhtem Wärmefluss im Vergleich zu den angrenzenden Bereichen. Eine mögliche Folge kann eine kältere Oberflächentemperatur im Bereich der Wärmebrücke sein. Dies kann eine erhöhte relative Luftfeuchtigkeit oder sogar Kondensat im Bereich der Wärmebrücke zur Folge haben. Ein häufiges Bild ist daher Schimmel im Bereich von Wärmebrücken; beispielsweise in Außenwandecken, Deckenkanten oder Fensterlaibungen.

Was ist der Unterschied zwischen Schimmel und Stockflecken?

Stockflecken bedeuten nicht gleich Schimmel. Hier ist eine Abgrenzung vor allem hinsichtlich der Behandlung wichtig. Gemäß Duden ist ein Stockfleck ein „durch Schimmelpilze auf Textilien, Papier, Holz entstehender heller, bräunlicher oder grauschwarzer, muffig riechender Fleck“ (vgl. www.duden.de). Im baulichen Kontext wird der Begriff jedoch meist nicht für Schimmel verwendet, sondern für durch Feuchtigkeit induzierte Flecken an Wänden/Decken. Man könnte Stockflecken somit auch als Vorform des Schimmels bezeichnen. Der Unterschied zu Schimmel besteht vor allem darin, dass Stockflecken keine Myzelen (= faden-förmige Zellen eines Pilzes) aufweisen. Es können jedoch bei Stockflecken bereits unentwickelte Schimmelsporen vorhanden sein, sodass sich aus den Stockflecken Gerüche und Schimmel entwickeln können. Demnach ist es auch bei Stockflecken wichtig, der Ursache auf den Grund zu gehen und die Stockflecken zu beseitigen.

Welche Gebäude sind besonders schimmelgefährdet?

Hierzu gibt es keine pauschale Antwort. Beispielsweise kann die Baufeuchte in Neubauten, die nach etwa 2 Jahren entwichen ist, zu erhöhter Raumluftfeuchtigkeit und somit zu Schimmelbildung führen.

Häufig tritt Schimmel auch in älteren Gebäuden – beispielsweise aus den 70er Jahren – auf, in denen Teilsanierungsmaßnahmen erfolgt sind. Beispielsweise werden die Fenster ausgetauscht. Die vorherigen undichten („zugigen“) Fenster hatten für einen Mindestluftwechsel gesorgt. Durch die neuen dichten Fenster ist dies nicht mehr gewährleistet. Wird nun gleichzeitig mit dem Fenstertausch kein Lüftungskonzept erstellt oder auch nicht für einen höheren Wärmeschutz gesorgt, ist häufig Schimmel die Folge.

Weitere Informationen

DIN Fachbericht 4108-8:2010-09 Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 8: Vermeidung von Schimmelwachstum in Wohngebäuden

Umweltbundesamt: Leitfaden zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden, November 2017

Dieser Artikel wurde geschrieben von

Marlene Ehrmann

Sachverständige für Schäden an Gebäuden sowie TÜV zertifizierte Sachverständige für die Bewertung von bebauten und unbebauten Grundstücken

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Bausachverständige Marlene Ehrmann